ZDF - Chefredakteur Nikolaus Brender und Ministerpräsident Roland Koch
Resolution vom 12.März 2009
Die Unabhängigkeit ist systemrelevant
Die ARD-Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (AGRA) verurteilen die Einflussnahme des Ministerpräsidenten Roland Koch auf die Besetzung des ZDF-Chefredakteurspostens. Sie sehen darin eine Gefährdung der Unabhängigkeit nicht nur des ZDF sondern des ganzen öffentlich-rechtlichen Systems.
Sowohl die Begründung mit angeblich schlechten Quoten, als auch die Drohung gegen leitende Redakteure des ZDF, sie hätten sich mit ihrer Solidaritätserklärung keinen Gefallen getan, sind für alle Redakteure alarmierend.
Roland Koch hat in diesem Zusammenhang zudem versucht, die Demokratie neu zu definieren. Zu deren Grundlage hat er die Politiker erhoben. In unserer Verfassung basiert die politische Willensbildung aller Bürgerinnen und Bürger zunächst auf freien Medien, und die dürfen nicht von Regierungsmitgliedern dominiert werden, über deren Handeln unabhängig berichtet werden muss.
Die Redakteurinnen und Redakteure der ARD sehen - weit über das ZDF hinaus - eine Beschädigung des gesamten öffentlich-rechtlichen Systems, wenn der Besetzungsvorschlag des Intendanten aus sachfremden Gründen abgelehnt wird. Auch die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vom Staat ist systemrelevant.
Weblinks
- Politiker haben nicht zu entscheiden, was wir sehen dürfen Henning Voscherau[1] im Hamburger Abendblatt (27. März 2009)
- Hessischer Rundfunk – Zoff wegen Brender-Berichterstattung (spiegel.de 27. März 2009)
- Fall Brender: ARD-Redakteure sehen Gefahr für System DWDL.de (12. März 2009)
- Scharfe Kritik an Roland Koch Kölner Stadtanzeiger (13. März 2009)
- ZDF-Chef Schächter in der Klemme Kommentar von Bernd Gäbler[2] (stern.de 12.10.2009)
- ZDF von Politikern gesteuert, Frank Schirrmacher[3] kritisiert Einmischung der Politik beim ZDF (magnus.de, 15.10.2009)
- Totalschaden beim ZDF? Kommentar von Mathias Döpfner[4] (bild.de, 18.10.2009)
- ZDF und ARD sollten mehr Freiheit wagen Kommentar von Hans-Peter Siebenhaar (Handelsblatt, 26.10.2009)
- Die Politik muss das ZDF freilassen Gastbeitrag von Werner Hahn[5] (FAZ, 30.10.2009)
- Offener Brief von Staatsrechtlern: "Prüfstein für die Rundfunkfreiheit" (FAZ.net, 22.11.2009)
- Das Fernsehen als Beute? (FAZ.net, 22.11.2009)
- "Es werden Inhalte kontrolliert" (Heide Simonis [6] im FR-Interview, 22.11.2009)
- ZDF & Brender: Nie war der Mangel an Staatsferne unzeitgemäßer als heute (Robin Meyer-Lucht in Carta 23.11.2009)
- Journalisten warnen vor Verletzung von Pressefreiheitscharta (spiegel.de, 23.11.2009)
- Offener Brief an den ZDF-Verwaltungsrat (telemedicus.info, 24.11.2009)
- Absetzung von ZDF-Chefredakteur Brender (Kommentar von Markus Brauck in spiegel.de, 27.11.2009)
- Zoff im ZDF-Fernsehrat Unionsmehrheit blockt Resolution zu Brender ab (spiegel.de 11.12.2009)
Einzelnachweise
- ↑ Erster Bürgermeister Hamburgs (1988 - 1997)
- ↑ Von 2001 bis Ende 2004 fungierte Gäbler als Geschäftsführer des Adolf-Grimme-Instituts in Marl
- ↑ "FAZ"-Herausgeber
- ↑ Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG
- ↑ Justitiar des NDR
- ↑ Als damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin hat Heide Simonis 2002 gemeinsam mit Wolfgang Clement den ZDF-Verwaltungsrat verlassen.